Es gibt Menschen, die uns mit einfachen Worten glücklich machen. Die Ängste nehmen und Zuversicht ausstrahlen. Nein, ich rede nicht von Ärzten, Psychologen, Theologen oder Politikern. Ich meine die Menschen, die eine immer wiederkehrende Rolle in unserem Leben spielen. Ich spreche von Elektrikern, Klempnern, Maurern ... Handwerkern. Nun, ich möchte hier keine Rangliste der notwendigsten Berufe in unserer Gesellschaft aufstellen und seit Corona wissen wir, die Pflegeberufe, Verkäufer und LKW- Fahrer mehr als zu schätzen aber sind wir doch mal ehrlich, wir "Nichthandwerker", sind den Handwerkern völlig ausgeliefert.
Wie dankbar sind wir, wenn wir nach endlosen Telefonaten endlich einen Handwerker überzeugen konnten, sich zeitnah unsere "Baustelle" anzusehen. Wie froh sind wir, wenn er dann auch tatsächlich vor der Tür steht. In dieser Phase, voller Dankbarkeit sind wir bereit zu zahlen, was auch immer dieser Gott im Blaumann verlangt, Hauptsache er behebt den Schaden und wir können unser störungsfreies Leben wieder fortführen.
Und dann gibt es diesen Typ Handwerker, der es schafft, diese für ihn absolute Pole-Position mit ein paar Worten, untermauert mit der entsprechenden Mimik und Gestik zu zerstören. Dem es gelingt, bezahlte Unsicherheit statt Lösungen zu verkaufen und damit jegliche Kundenbindung verhindert. Um es anders zu formulieren. Er wird diesen akuten Schaden beheben ... weil kein anderer Handwerker so schnell zur Verfügung steht und dann nie wieder einen Auftrag von uns erhalten.
Was hat er getan oder was hat er nicht getan?
Unser Handwerker hat eine kritische Miene aufgesetzt und auf die besondere Schwierigkeit der Reparatur hingewiesen. Er hat uns verdeutlicht, welchen Aufwand es darstellt das wieder hundertprozentig hinzukriegen. Und vorallem, dass es nicht mal ebenso gemacht wäre und hier sein ganzes Können erforderlich ist.
Eben noch in Freude und Zuversicht schwelgend, gleiten wir in das Tal der Unsicherheit: Will er den Auftrag nicht oder will er schon mal den Weg für das Nichtgelingen der Reparaturmaßnahme ebnen? So nach dem Motto: "Ich hab ihnen ja gleich gesagt, dass es schwierig werden würde." Oder will er einfach nur klarmachen, was er für ein toller Handwerker ist?
Handwerker sind auch Verkäufer. Für Weiterempfehlungen und Kundenbindung zählt nicht nur handwerkliche Kompetenz sondern auch das Auftreten gegenüber dem Kunden. Das beginnt schon mit dem ersten Telefonkontakt. Hat der Kunde das Gefühl ein lästiger Störenfried zu sein, wird es niemals zu einer nachhaltigen Geschäftsbeziehung mit langjähriger Kundenbindung kommen.
Unser Handwerker hat Zweifel und Inkompetenz vermittelt, auch wenn dies nicht seine Absicht war. Beim Kunden bleibt das Gefühl von "bezahlter Unsicherheit". Welcher Kunde greift bei diesem Angebot gerne zu? Kunden wollen Lösungen. Sie interessiert nicht der Weg dorthin, sondern dass die Lösung zeitnah und für ihn mit wenig Einschränkungen und günstig erfolgt.
Mit einfachen Worten wie, "das kriegen wir schon hin, machen Sie sich keine Sorgen," hätte unser Handwerker den Weg für eine langfristige Kundenbindung geebnet. Denn auch für Handwerker gilt, für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance.
Ralph (Sonntag, 12 September 2021 12:17)
Das Thema ist ein eklatanter Mangel in der handwerklichen Ausbildung.
Wenn man als 15-jähriger (oder so), dort einsteigt, bekommt man alles beigebracht. Man lernt die letzte Schraube kennen. Aber eben nichts in Richtung, wie man mit Menschen umgeht (Psychologie oder Verkaufstrainign will ich es mal gar nicht nennen).
Wenn man über Jahre beigebracht bekommt, dass man mit der Kenntnis der letzten Schraube gut ist, ist man quasi automatisch gut. Und die "andere Seite" ist nicht in der Lage, das zu erkennen.
Viele Lieferanten des Handwerks, vom Großhandel, bis zum Hersteller, unternehmen hier mit Kursangeboten übrigens erheblich Anstrengungen, um dem Partner Handwerk diesen Teil der "Handwerkszeuge" auch an die Hand zu geben. Nur: Wenn man viele Jahre indoktriniert wurde, dass andere Dinge wichtig sind, muß man erst mal erkennen, dass solche Kurse für einen selbst notwendig sind.
Und die Krux an der Sache ist: Diejenigen Handwerker, die auch im Umgang mit Kunden und Gesprächsführung gut sind, haben noch viel, viel weniger Termime übrig. Die sind allein durch Mund-zu-Mund-Propaganda total ausgebucht.